Besuch aus Finnland im Fachbereich Metalltechnik

In der Woche vom 5. bis 9. Dezember war Frau Leivo-Jokimäki an der Heinrich-Kleyer-Schule zu Besuch. Sie reiste an unsere Schule mit dem Ziel, die Möglichkeiten einer Partnerschaft mit ihrer Berufsschule, der WinNova in Pori (Finnland) auszuloten. Am Dienstag schaute sich Frau Leivo-Jokimäki den Fachbereich Metalltechnik an.

Der Tag begann mit einer Tasse Kaffee und dem Kennenlernen einiger Kolleg:innen im Fachbereich. Im Laufe des Vormittags hospitierte Frau Leivo-Jokimäki in verschiedenen Klassen und lernte so unsere Kultur des Unterrichts und des Umgangs mit den Schüler:innen kennen. Sie nahm am Unterricht von Frau Reiß in der 10IM3 teil, wo sie miterlebte, wie die Schüler:innen sich innerhalb des Projekts ›Kugelvereinzeler‹ mit Technischer Kommunikation auseinandersetzten und wie gespannt die Schüler:innen auf die Rückgabe der ersten Klausur reagierten. Bei Herrn Weber in der 10ZM wurde in der 3. und 4. Stunde am Projekt ›Scheibenvereinzeler‹ gearbeitet. Herr Krebser nahm sie in der 5. und 6. Stunde zum Unterricht in die Klasse 12IM3 mit. Dort wurde das Thema Qualitätsmanagement behandelt.

Die jeweiligen Vorstellungsrunden in den besuchten Klassen von Frau Leivo-Jokimäki sorgten für viel Spaß auf beiden Seiten, da diese auf Englisch, Deutsch und auch auf Finnisch erfolgten. Die Schüler:innen zeigten reges Interesse an der finnischen Sprache, Kultur und vielem mehr. Während und zwischen den Hospitationen tauschten sich die Kolleg:innen über Details des Unterrichts, aber auch zu allgemeinen Fragen der Schulorganisation aus.

Wir konnten einen spannenden Einblick in das finnische Schulsystem erhalten: Dort besuchen Jugendliche auch eine Berufsschule, die jedoch nicht an einen dualen Partner aus der Wirtschaft gebunden ist. Während der bis zu dreijährigen Berufsschulzeit gibt es verschiedene Praktika, die sehr individuell gestaltet werden können. Die Kopplung zwischen Berufsschule und Betrieb, wie es im dualen Ausbildungssystem in Deutschland umgesetzt ist, existiert in Finnland nicht. Daher war es sehr wichtig einen Einblick in beide Seiten der Ausbildung anzubieten und auch zu zeigen, wie die Zusammenarbeit zwischen Betrieb und Schule, vertreten durch Ausbilder:innen und Lehrer:innen, gelebt wird.

Für den Nachmittag war hierfür der Besuch eines dualen Ausbildungspartners organisiert. In Begleitung von Frau Eißler und Frau Reiß ging es zu Günther und Co. nach Rödelheim. Hier wurde die Gruppe von Herrn Löw, dem Ausbildungsleiter, begrüßt. Wir wurden zu einem sehr netten, gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Zuvor gab es noch einen kleinen Abstecher in die Ausbildungswerkstatt, wo gerade die Auszubildenden des ersten Ausbildungsjahres am ›Kugelvereinzeler‹ arbeiteten, den Frau Leivo-Jokimäki bereits aus der Schule kannte. Hier zeigte sich deutlich, wie eng Schule und Betrieb zusammenarbeiten und wie sich die Lernorte ergänzen. Die jeweiligen Vor- und Nachteile der dualen Partner Schule und Betrieb, werden ausgeglichen, ohne dabei ihre Individualität zu verlieren.

Während des Mittagessens wurden offene Fragen vom Vormittag geklärt, allgemeine Informationen zum dualen Ausbildungssystem in Deutschland erklärt und die Unterschiede zum finnischen System diskutiert.

Anschließend ging es dann in die Ausbildungswerkstatt, in der gerade die letzten Minuten des Arbeitstages für die Auszubildenden liefen. Alltägliche Abschlussgespräche zwischen Azubis und Ausbilder zeichneten ein Bild vom Umgang miteinander.

Herr Löw stellte am Nachmittag vor, wie man Azubi bei Günther und Co. wird und wie die 3½-jährige Ausbildung zum/zur Industriemechaniker:in abläuft. Hierfür müssen eine ganze Reihe von Kriterien erfüllt werden, die alle darauf abzielen die neuen Azubis in das bestehende System zu integrieren.

Es wurden Fragen beantwortet und auch nachgefragt, wie entsprechende Situationen in Finnland gelöst werden. Es entstand ein offenes Gespräch, indem bereits erste Ideen über die Gestaltung (Dauer, Unterbringung, Freizeitgestaltung, Praktikum in Betrieb und Schule) eines Partnerschaftsprojekts entwickelt werden konnten. Besonders interessant war für die finnische Kollegin der Einblick in den Alltag der Azubis: Die praktischen Arbeiten, die Aufbereitung theoretischer Grundlagen im Betrieb und auch die Führung eines Berichtsheftes.

Abschließend folgte ein ausführlicher Rundgang, indem Herr Löw die Firmengeschichte, die Produktpalette und die Produktion vorstellte. Hier erklärte Herr Löw alle Arbeitsschritte, die nötig sind, um aus einem Rohling einen Bohrer mit Beschichtungen herzustellen. An vielen Arbeitsplätzen sah man, dass die Werkstücke der Azubis die Arbeit in der Produktion verbessern. Herr Löw ging auch auf die Serviceleistungen zum Nachschleifen sowie die Konfiguration von Spezialbohrern anhand von Fertigungszeichnungen des Kunden ein. Für Frau Leivo-Jokimäki, die noch nie eine industrielle Produktionsanlage live erlebt hatte, war der Besuch eine wertvolle Erfahrung, um den betrieblichen Alltag der Auszubildenden und vor allem deren berufliche Zukunft zu erfassen.

Abschließend möchten wir sagen, dass wir zusammen mit Frau Leivo-Jokimäki einen sehr spannenden und aufschlussreichen Tag verbracht haben und gerne die Berufsschule WinNova in Pori besuchen möchten, um zu erleben wie Berufsschule in Finnland funktioniert.