Die Zukunft unserer Mobilität

Der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Dr. Volker Wissing, besucht die Heinrich-Kleyer-Schule

In der Aula der Heinrich-Kleyer-Schule warten Auszubildende aus den Bereichen Kraftfahrzeugmechatronik, Karosserietechnik, Eisenbahner im Betriebsdienst und Zweiradtechnik gespannt auf die Ankunft des Bundesministers. Alle anderen Schüler und Schülerinnen verfolgen die Podiumsdiskussion live per Stream in ihren Klassenräumen.

Der Bundesminister wird mit Standing Ovations begrüßt. Frau Peter, Lehrerin für Deutsch, Politik und Wirtschaft sowie SV-Verbindungslehrerin, begrüßt Herrn Dr. Wissing im Namen der Heinrich-Kleyer-Schule und stellt ihm Ann-Kathrin (Eisenbahnerin im Betriebsdienst, 2. Ausbildungsjahr) und Tian (angehender KFZ-Mechatroniker im 3. Ausbildungsjahr) vor, die mit ihr gemeinsam die Podiumsdiskussion moderieren werden.

Herr Dr. Wissing begrüßt die Schüler und Schülerinnen und drückt ihnen und ihren Ausbildungsberufen im Bereich Mobilität seine Wertschätzung aus. Mobilität sei ein Grundbedürfnis der Menschen. Er betont den Wert der Bildung und fordert die Schüler und Schülerinnen auf, in Europa zu reisen, sich durch Reisen zu bilden und Europa durch Mobilität noch mehr zu verbinden. Hinter Europa stehe eine große Idee von Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und Frieden. Diese soll lebendig und erfahrbar werden – auch durch mehr Mobilität. Infrastrukturausbau und Digitalisierung seien in diesem Prozess einen Chance, unser Land und Europa gestaltend voranzubringen und Klimaneutralität zu erreichen.

Nach dem Grußwort stellt sich Herr Dr. Wissing den Fragen der Schülerschaft. „Was denken Sie in Bezug auf die Elektromobilität? Inwieweit hat sie eine Zukunft mit der Langlebigkeit und dem Recycling der Hochvolt-Akkus (und deren Kapazität z.B. nach 10 Jahren)?“, möchte eine Kraftfahrzeugmechatronikerin, 3. Ausbildungsjahr, wissen. „Wie, glauben Sie, wird die Zukunft der Kfz-Branche in Bezug auf E-Mobilität, autonomes Fahren und Trends wie Car-Sharing und Leasing aussehen?“, fragt ein Mitschüler.

„Warum setzen Sie sich so sehr für E-Fuels ein, obwohl der Wirkungsgrad dieser schlecht ist und man aus erneuerbaren Energien quasi `fossile´ Brennstoffe macht?“, interessiert einen Zweiradmechatroniker, 2. Ausbildungsjahr. Fragen nach der Zukunft des Verbrennermotors sowie der Entwicklung einer alternativen Infrastruktur und alternativen Antrieben beschäftigen die Schülerschaft ebenso wie Fragen nach der zukünftigen Unternehmensstruktur der DB, der Förderung von Investitionen in das Bahnnetz sowie des ÖPNV, der Vergütung der Auszubildenden, aber auch ob Herr Dr. Wissing es als realistisch ansehe, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral sein könne.

Herr Dr. Wissing geht auf alle Fragen ein. Ein Auszug: Mobilität sei notwendig und in der Breite derzeit nur Elektromobilität verfügbar. Er skizziert, dass klimaneutrale Fahrzeuge zukünftig auch als Datenlieferanten in Kommunikation mit der Infrastruktur treten werden. Die Entwicklung gehe hin zu digitaler Kooperativität und Interaktivität. Dies werde sich auch auf die Berufe auswirken. Der Bundesminister erläutert, dass E-Fuels besonders für den Flugverkehr sowie die Schifffahrt wichtig seien, und spricht sich dagegen aus, bestimmte Technologien wie den Verbrennermotor zu verbieten, solange kein Ersatz vorhanden sei, sondern diese für die Welt offen zu halten und weiter zu entwickeln. Chancen biete die Wasserstofftechnologie. Hier sei Deutschland führend. Für die Elektromobilität benötigte Rohstoffe müssen konsequent recycelt werden. Die Transformation zur Klimaneutralität sei eine große Herausforderung für uns alle. Dieser lange Weg werde gelingen, wenn niemand überfordert wird, wir uns gut zuhören und aufeinander achten. Er soll als Fortschritt wahrgenommen werden und aus seiner Sicht nicht durch Verbote erreicht werden. Der Bundesminister Herr Dr. Wissing dankt der Schülerschaft für ihre interessanten Beiträge und will diese als Anregung für seine Arbeit aufgreifen.

Im Anschluss an die einstündige Podiumsdiskussion dokumentieren Schüler und Schülerinnen ihr Können. Bei einem Rundgang durch die Werkstätten gewinnt Herr Dr. Wissing einen Einblick in die praxisnahe Ausbildung und kommt mit den Auszubildenden ins Gespräch.

Mit Präzision und Leidenschaft

Anhand eines Eisenbahnmodells zeigen Auszubildende im 2. Ausbildungsjahr sachkundig die Kommunikation zwischen Zugführer, Weichenwärter und Rangierbegleiter per Funk beim Rangieren eines Zuges. Neben der Theorievermittlung im Klassenraum werden am Modell Arbeitsabläufe visualisiert und erprobt. Die angehenden Eisenbahner im Betriebsdienst freuen sich sehr, den Bundesverkehrsminister persönlich kennenzulernen.

Jetzt geht es in die Werkstätten. Herr Dr. Wissing gewinnt einen Einblick in die Kompetenz der Auszubildenden im Bereich Karosserietechnik (4. Ausbildungsjahr). Konzentriert und routiniert führen die Schüler eine messtechnische Diagnose bei Kabelbruch vor und zeigen eine Durchgangsmessung für auf Sensoren basierende Park-Lenk-Assistenten an einer PDC-Anlage (Park-Distance-Control) – beides Prüfungsaufgaben für ihre Gesellenprüfung.

Der Bundesminister erkundigt sich bei den Auszubildenden, ob ihnen ihr Beruf Freude mache. Sie bejahen einstimmig. Er fragt auch nach ihren Jobchancen nach der Ausbildung. Aufgrund des Fachkräftemangels hätten sie gute Aussichten, nach der Ausbildung von den Betrieben übernommen zu werden, informiert der Abteilungsleiter Herr Stoßberg.

In der Werkstatt der Fachschule für Technik und der Kraftfahrzeugmechatronik erklärt Herr Gasser, Lehrer für Kfz-Technik, am Modell, wie die Schüler das Instandsetzen von Hochvoltbatterien lernen. Zu Lehrzwecken ist eine Batterie außerhalb eines E-Autos auf einem Anhänger gelagert, die normalerweise unter dem Auto verbaut ist. Das Modell verfügt zudem über weitere Messanschlüsse. Herr Dr. Wissing testet das E-Auto persönlich und beschleunigt auf 150km/h.

In einem weiteren Werkstattraum zeigen angehende Kraftfahrzeugmechatroniker eine Fehlersuche an einem Verbrennermotor und fragen nach der Zukunft dieser Technik. Ab 2035 seien nur noch E-Fuels kontrolliert durch Sensorentechnik zugelassen, erklärt Herr Dr. Wissing, „damit wir klimaneutral werden“. Aber auch Verbrennermotoren werde es noch weiter geben, besonders für Nutzfahrzeuge wie Lkws oder Feuerwehrautos.

Mitten in der Werkstatt für Zweiradtechnik an einem runden Tisch umgeben von blitzenden Motorrädern sitzen die neusten Auszubildenden der Heinrich-Kleyer-Schule (Klasse 10, 1. Ausbildungsjahr). Vor fünf Tagen erst fand ihre Einschulung statt. Ihr Lehrer Herr Peter fragt sie nach ihrem Alter und ihren eigenen Fahrerfahrungen. Fast alle fuhren als Kind mit ihren Eltern mit und ab ca. 16 Jahren ihre ersten eigenen Motorräder. Warum sie sich für diese Ausbildung entschieden haben? Den Wind und die Geschwindigkeit unmittelbar beim Fahren fühlen, war eine Antwort. Motorradfahren sei ein Ausdruck von Freiheit für ihn, sagt ein weiterer Auszubildender. Alle stimmen ihm zu. In ihrer starken Motivation für diese Ausbildung sind sich alle einig: Man muss eine Leidenschaft für Motorräder haben, man müsse dafür brennen.

Begeistert davon, den Bundesminister für Verkehr und Digitalisierung einmal live und aus unmittelbarer Nähe zu erleben, zeigen Schüler und Schülerinnen der Heinrich-Kleyer-Schule ihr Können auf dem neuesten Stand der Technik. Jetzt wünschen sie sich, dass ihre Fragen und Anliegen aufgegriffen werden und als Anregungen in die Arbeit des Ministers mit einfließen.

Die insgesamt sehr gelungene Veranstaltung, den Besuch des Bundesministers als Podiumsdiskussion mit anschließendem Rundgang durch die Werkstätten zu gestalten, wurde von Herrn Studt und Frau Peter (Lehrkräfte für Politik und Wirtschaft) vorbereitet und begleitet.

Autorin: Bianca Jung. Fotos: Niels Magdeburg, Ulf Haueisen.